Produktinformation
- Amazon-Verkaufsrang: #26767 in Bücher
- Veröffentlicht am: 2012-09-01
- Einband: Gebundene Ausgabe
- 1500 Seiten
Kundenrezensionen
Hilfreichste Kundenrezensionen
16 von 17 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Geglückte Ausgabe eines schwierigen Dichters
Von Caliban
Für mich stellte die Begegnung mit den Cantos eine Liebe auf den zweiten Blick dar. Als ich in der zunächst erworbenen, rein englischen Ausgabe die chinesischen Schriftzeichen und die Zitate in aquatinischem Französisch sah (beides verstehe ich nicht), winkte ich zunächst lächelnd ab. Die Begegnung mit den beeindruckenden Personae-Gedichten, die einen konservativeren Geschmack bedienen, ließ mich im Lauf der Zeit umdenken. Mit dem unbedingt empfehlenswerten Werk von William Cookson Guide to the Cantos of Ezra Pound, das keine Werkausgabe, sondern nur einen Kommentar darstellt, konnte man sich die schwierigen Texte bislang erschließen. Dies ist mit dieser Ausgabe nun anders und besser geworden.Zur Edition: Das Werk beeindruckt zunächst durch seine bibliophile Ausstattung. Das Buch ist in dunkelblauen Stoff gebunden und wird zum Schutz in einem soliden Kartonschuber geliefert. Die Schrifttype ist großartig auf schönem Papier (kein Bibelpapier) gesetzt. Neben der Übersetzung von Eva Hesse sind für mich die Anmerkungen von Heinz Ickstadt und Manfred Pfister (nicht zu verwechseln mit dem HIrnforscher) mindestens genauso wichtig. Sie nehmen die Seiten 1191-1427 ein. Diese Kommentierung des Originals ist unaufdringlich, in der Sache präzise und erfasst nach meinem ersten Eindruck alle schwierigen Stellen. Hinzu tritt für den im Englischen nicht ganz ungeübten Leser nun die vollständige Übersetzung von Eva Hesse, die eine wichtige Orientierung bei der Interpretation des Originals darstellt. Denn entgegen gelegentlich geäußerter Kritik überzeugt mich die Übersetzung nicht nur durch Sprachschönheit, sondern auch durch eine große Loyalität gegenüber dem Original. Mir haben schon die Ausgaben Pisaner Cantos LXXIV-LXXXIV und Personae: Sämtliche Gedichte 1908-1921 beim Verständnis der Texte weitergeholfen. Leider fehlt diesen jedoch ein brauchbarer Kommentarteil.Nun aber: Warum Ezra Pound? Dieser Dichter bietet so viele Angriffsflächen, das man es manchmal müde ist, ihn zu verteidigen: Das faschistische und leider auch antisemitische Gedankengut stellen die eine Seite der Hypothek dar, der offensichtliche Eklektizismus die andere: Zu leicht ließen sich die Cantos auf folgendes Rezept zurückführen: Man nehme ein Wörterbuch mit chinesischen Schriftzeichen, eine Originalausgabe der Troubadourlyrik und ein Kompendium zur fernöstlichen Mystik, vermische die Komponenten aus diesen drei Quellen mit einigen Zweizeilern und entziehe sich damit dem Verständnis ebenso wie der Kritik. Dies war auch mein erster Eindruck; aber er trog. Setzt man sich mit diesen Werken ernsthaft auseinander, beeindrucken sie durch eine dunkle Leidenschaft und den unbeugsamen Willen, die Welt jenseits von oberflächlicher Inszenierung und insbesondere auch den Verheißungen des Kapitalismus zu sehen. Dag Hammarskjöld, der, wie gerade letztens zu erfahren war, an der Freilassung Pounds aus der amerikanischen Nervenheilanstalt maßgeblich beteiligt war, verwies die Kritiker auf das, was allein in der ersten Zeile des Canto LXXIV an Nachdenkenswertem steckt: "The enormous tragedy of the dream in the peasant's bent shoulders", hier übersetzt:"DIe enorme Tragik des Traums im Krummen Rücken des Bauers" (ich habe den HInweis auf das Zitat von Hammarskjöld übrigens von Cookson). Wenn man den Text dieses Cantos weiter liest und nun - dank der Anmerkungen zu dieser Ausgabe - nicht mehr an den altgriechischen Zitaten aus der Odyssee oder den Einschüben aus dem provencalischen Französisch scheitert, kann man diese Werke genießen, wie einen gut gereiften Whisky. Und dies gilt nicht nur für die bekannten Pisaner Cantos, sondern auch für die früheren und frühesten Werke. Gerade die ersten Cantos, die ganz dem Seefahrermythos verhaftet sind, erscheinen dem Leser vielleicht zugänglicher als vieles Spätere (die schlicht gehaltenen späten Cantos vielleicht ausgenommen).Wer es ganz ernsthaft mit Pound versuchen möchte, dem würde ich vielleicht zunächst zu der oben bereits genannten zweisprachigen Ausgabe der Personae-Gedichte raten. Leider ist sie ohne Kommentarteil, was die Edition stark entwertet. Die Erklärung zu vielen kritischen Stellen findet man aber auch im Internet (dort existieren Teilkommentierungen). Weil diese Gedichte ein herkömmliches Vorverständnis von Lyrik leichter bedienen als die Cantos, kann sich der Leser einen zugänglicheren Eindruck von der Sprach- und Bildwelt von Pound verschaffen und ist deshalb eher bereit für den schweren Weg durch die Cantos. Das vorliegende Werk leistet zur Reise durch die Cantos jedenfalls einen hervorragenden Beitrag: Durch die Kommentierung und die Übersetzung verschafft es einem deutschen Leser mit Englischkenntnissen einen leichteren Zugang zum Originalwerk als den meisten englischen Muttersprachlern, für die es eine vergleichbare Ausgabe aus Text und Kommentar mit Verständnishilfe nicht gibt! Ich kann es daher dem Interessierten nur empfehlen.
6 von 7 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Unentbehrlich! Danke Eva Hesse!
Von Anna
Die übersetzerischen Gedanken von Frau Hesse sind wirklich ein verlegerisches Meisterwerk, das in unsere Zeit eventuell noch sonderbarer hineinfunkelt, als Pound selber je seine sonderbare Zeit beleuchtete. Und tatsächlich sind seine Gedanken zum Geldsystem, den Krisen und zu den Banken nie aktueller gewesen als heute.Man kann natürlich immer haarspalterisch werden und fragen, warum Frau Hesse "and our bodies also heavy with weeping" übersetzte mit "blindgeweint", obwohl Blindheit hier gar nicht vorkommt (im Original meine ich, von der Blindheit Homers und dem dichten Neben der Kimmerischen Inseln vielleicht abesehen).Der Kommentator vor mir sagte, man könne "diese Werke genießen, wie einen gut gereiften Whisky". Diesem Detail stimme ich nicht zu, denn mit schweren Beinen kann man unmöglich einen Fuß, der noch bei Persephone in Hades steckt über den anderen Fuß heben, der beim Pariser Verleger 1538(?)verweilt,zwecks lateineischer Übersetzung der Odyssee. Gemütlich waren und sind die Cantos meiner Meinung nach nie gewesen. Wer zu langsam ist, verliert den Anschluss. Ob "Dichten" nun wirklich etymologisch von "(ver-)dichten" kommt, ist weniger wichtig hier als die Tatsache, dass Pound mit überwältigender Sicherheit so dachte.Der Kommentarteil ist ganz herrlich, gleicht allerdings fast exakt (oft sogar wörtlich, nach meinen bisherigen Verleichen) dem "Companion to the Cantos of Ezra Pound" von Carroll F. Terrell. Dieses braucht man sich nicht mehr zu kaufen, wenn man diese Zweisprachige Ausgabe erwirbt.Aber auch das ist egal... Danke, Frau Hesse!
5 von 7 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Woher das Lob für diese Übersetzung?
Von Stefan Frank
Pound ist über jeden Zweifel erhaben: Er macht's einem wahrlich nicht leicht aber es gibt Zeilen, die sind zum Niederknien.Warum jeder so hin und weg ist von der Übersetzung kann ich nicht wirklich nachvollziehen: Ich weiß nicht, ob das ein typisch deutsches Phänomen ist, aber dieser Hang dazu, Pounds Sprache zusätzlich zu verrätseln und mit Worterfindungen zu spicken nimmt dem Text die Schärfe und das Zupackende, das das Original noch hat. Man hat das Gefühl, man müsste immer die Luft anhalten und weihevoll stramm stehen, wenn's in Deutschland um Lyrik geht. Einige Beispiele:Cantos III, S.24"And in the water almond-white swimmers,The silvery water glazes the upturned nipple,""Und im Wasser, mandelnackt, NixenDie Titte apert versilbert aus dem Nass"Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass hier die nackten Nixen rumpeln: Wo ist denn hier im Original von Nixen die Rede gewesen? Was spricht gegen das wunderschöne "mandelweiße Schwimmer" (was für ein schönes Bild, der Impressionismus war noch nicht so lange her und man sieht die in das Wasser getupften weißen Flecken im silbrigen Wasser...)? Und was heißt überhaupt "apert"? Ich brauch eher eine Übersetzung für die Übersetzung... und so geht es munter weiter, bis mir die Lust auf Deutsch beinah vergangen war.Schon klar, dass Lyrik übersetzen eine Herkules-Aufgabe ist, aber warum wird das so oft mit spitzen Fingern gemacht?!
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