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- Amazon-Verkaufsrang: #2165703 in Bücher
- Veröffentlicht am: 2009-04-20
- Einband: Gebundene Ausgabe
- 120 Seiten
Kundenrezensionen
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Der große und der kleine Untergang
Von Milena Mühl
"Das letzte Hemd" heißt eines der Gedichte aus "Rebus", und es endet mit den Zeilen: "und wenn du dich nach der Decke streckst, / geht ein Riß durch die Achsel." Da ist er wieder, der Riß, den wir schon aus Enzensbergers "Untergang der Titanic" kennen. Nur daß er dieses Mal nicht plötzlich auftaucht und gleich ein ganzes Schiff versenkt, sondern zum vorläufigen Höhepunkt eines schleichenden, unaufhaltsamen Niedergangs wird. Natürlich läßt es der Autor auch hier an Warnungen nicht fehlen: "... Hör auf, / an diesem losen Faden zu ziehen!" Am losen Faden der Vergangenheit, denkt man, und ahnt schon vor dem Schlußvers, daß sich eine, wenn auch kleine, Katastrophe anbahnt. Der Riß ist, wie in der "Titanic", der Anfang vom Ende. Ob dieses Ende mehr ist als nur der Verfall eines Kleidungsstücks, muss der Leser, je nach Stimmungslage, selbst entscheiden. Für den Autor scheint sich ein schöpferischer Kreis zu schließen. Daß es ihm auf so leichte, diskrete und ironische Weise gelingt, ist beeindruckend."Rebus" enthält noch 72 weitere Poeme, über die sich Ähnliches sagen läßt. Zwischen Kurz- und Langzeile und mit charmanter Untertreibung breitet Enzensberger seinen geistigen Kosmos aus, wo sich erlebte und reflektierte Zeiten wie Sedimente in der Sprache ablagern. Der Autor wird zum Archäologen des eigenen Bewußtseins, das wie die Gegenwart, wen wundert's, ein "Rebus", also ein Rätsel ist und bleibt. Dieses Somnambul-Doppeldeutige macht den Reiz der Sammlung aus, und sicher trägt ein Gedicht nicht umsonst den Titel "Der Doppelgänger".Kritisch angemerkt sei nur eins:Hin und wieder kommt dem Lyriker Enzensberger der Essayist in die Quere, dann klingt manches nach Meinungsäußerung. Diese Gefahr droht jedem Dichter, der sich aufs Glatteis der Weltanschauungen wagt. Leider schafft es auch der virtuose Enzensberger nicht immer, diese prosaischen Klippen zu umschiffen.Dennoch:"Rebus" ist ein Erlebnis, das sich kein Lyrik-Fan entgehen lassen sollte.
4 von 4 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Heitere Größe
Von Harry Wintergreen
Gedichtbände, selbst solche bekannter Autoren, vermögen oft nicht durchgehend zu begeistern. Man kommt häufig nur mit einer letztlich doch relativ kleinen Zahl der abgedruckten Gedichte in engeren Kontakt (was man nicht beklagen muss). Das ist bei Enzensbergers Rebus anders. Diese Gedichte demonstrieren nicht intellektuellen Highflyerstatus und bieten auch keine entsprechende Komplizenschaft an. Es wurden ferner keine hermetischen Dornenhecken um sie herum wachsen gelassen. Man ist also herzlich eingeladen, sich auf diesen Autor und seine Bilder einzulassen. Was da gleich am Anfang an Anschaulichem zu unseren Jahreszeiten geboten wird, ist berührend schön und weckt die Erinnerung daran, wie es ist, lebendig zu sein.Wer glaubt, dass über den Kampf mit dem eigenen Ich schon alles gesagt ist, wird dies nach Lektüre der Gedichte dieses Bandes in Zweifel ziehen. Besonders eindrucksvoll hierzu die vielen lyrischen Gedanken zu den Anderen, von denen wir uns immer abheben wollen, an deren Fersen wir uns heften - vielleicht auch deshalb, um Dispens von der Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich zu erhalten. Humor taucht immer wieder auf - wenn lahme Wallfahrer ihre Krücken fortwerfen und den Erzbischof ein Hexenschuss durchfährt, ist das schon sehr witzig.Vermutlich wird es auch für Enzensberger nicht das reinste Vergnügen sein, älter und älter zu werden. Aber welch eine Heiterkeit hat er dennoch aufzubieten, welch eine unaufdringliche Beobachtungsgabe! Und dann noch irgendwas, das jenseits der Worte liegt.
3 von 5 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
Intellektueller Genuss
Von M. Heinen-Anders
Der ästhetische Moment als fest eingebautes Interieur fehlt nie in den lyrischen Werken dieses Dichters. Was mit "Verteidigung der Wölfe" begann, setzte Hans Magnus Enzensberger seither unbeirrt und scheinbar unbeirrbar fort.Wer dem virtuosen, ja beinahe artistischen Gebrauch seiner lyrischen Sprache folgt, begegnet Kabinettstückchen der seltenen Art. Die Kunst der unmerklichen Perspektivenverschiebung beherrscht kaum einer, wie er.Ja, möchte man sagen, Hans Magnus Enzensberger ist immer noch für eine Überraschung gut!Was das Werk dieses Dichters ausmacht, der - ganz Realist - auch in seinem essayistischen Werk zu überzeugen weiß, lässt sich schwer nur mit wenigen Worten fassen. Gewiss ist aber, das auch 'Rebus' zu überzeugen weiß: intellektueller und ästhetischer Genuss vom Feinsten, genau das ist der Stoff, mit dem der Autor seine Leser zu begeistern weiß.Licht am Morgen - Gedichte und Prosa: 2. ergänzte Auflage
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