Friday, February 22, 2013

$! Homo mundanus: Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne






Produktinformation

  • Amazon-Verkaufsrang: #257092 in Bücher
  • Veröffentlicht am: 2012-04
  • Einband: Gebundene Ausgabe
  • 1004 Seiten

Kundenrezensionen

Hilfreichste Kundenrezensionen

2 von 3 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5Absolut empfehlenswert!
Von A. Malik
Eine gute Ergänzung zu seinem Buch "Blickwechsel: neue Wege der Ästhetik". Ist sehr umfangreich, aber Welsch kann einfach sehr gut schreiben und auch grosse und nicht immer leichte Kontexte zuspitzend auf den Punkt bringen. Die grundlegenden Prämissen der Philosophie, wie der Mensch sich zur Welt und sich selbst sieht, werden anhand der Positionen der Geistesgeschichte und des Denkens nicht nur zusammenhängend aufgeschlüsselt. Er zeigt die Problematiken auf, die das ganze Denken der Moderne durchziehen und entwicklelt ein tatsächlich radikales und umwerfendes NEUES Verständnis. Das versteckt sich in dem Begriff evolutionär, was zunächst ganz unscheinbar wirkt, aber eine Transformation des Denkens und auch unserer Kultur impliziert. Für mich eines der besten, weil aufklärerischsten und aufwühlendsten Bücher unserer Zeit.

1 von 2 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
5Wunderbare Klarheit der Darstellung
Von bertold
Noch bin ich am Lesen des Buches, aber wie wohl tut die Klarheit der Sprache und der Gedankenführung. Dieses Werk liest sich mit Genuss!

4 von 7 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich.
2Erst war der Fisch. Der Geist kam später
Von Mareike_muc
Welsch, als postmoderner Denker wie Hegelianer angesehen, wird von einem „Unbehagen an der modernen Denkform“ (S. 11) umgetrieben. Hegels „Fundamentalisierung des Geistes“, vom Geist als ‚das absolut Erste‘ auszugehen, ist der „Fehlgriff“: „Er glaubt, das Omega zum Alpha machen zu müssen...“ (S. 931). Inzwischen kann Welsch fast 1000 Seiten „einem großen Lehrmeister von Point Ano Nuevo bis Kamakura“ widmen. „Er hat mir die Augen für eine andere Stellung des Menschen in der Welt geöffnet.“ (S. 576) Wer hier aufgrund einer durchscheinenden Art von Schwäche des Verfassers für einen Kreislauf der Geburten (oder auch Giordano Brunos Seelenmonaden) einen Zen-buddhistischen Lehrmeister vermutet, irrt. Der Augenöffner, der Welsch zu einer „Philosophie in evolutionärer Perspektive“ bekehrt, war „ein Jahr lang“ – der Pazifik. “Unbestreitbar ist der Pazifik ein Individuum ... Der Pazifik besitzt animalischen Charakter – aber gewissermaßen als Übertier.“ (S. 580) Das Übertier verschlang den „Übermenschen“ bar jeglichen ‚ozeanischen Gefühls‘, könnte die nächste Formel in Boulevardsprache lauten. Nietzsche ist nämlich für Welsch, der sich auf seiner Homepage als ausgewiesener Experte für Nietzsche zu erkennen gibt, ganz und gar nicht en vogue, da er, angeblich in Nachfolge Kants „einen unübersteigbaren Anthropomorphismus“ S. 21) lehrt. –Der Mensch muss anthropisch werden, sobald er seine evolutionäre Menschwerdung aus dem Auge verliert. Die Menschheitsgeschichte kann mittels der evolutionären Sicht neu geschrieben werden. Ihr Medium ist unaufhaltsamer Fortschritt. Daher ist Freuds Kränkungsdiagnose wegen Darwins Abstammungslehre leicht zu widerlegen: Unsere „Menschwerdung“ haben wir „selber betrieben“. Daher können wir stolz sein, weil „nur bei uns aus dem gemeinsamen prähumanen Erbe etwas so Besonderes hervorgegangen ist.“ (S. 735) „Aber wir waren einmal Fisch. Relikte aus jener Zeit wohnen uns noch inne, und manchmal kann gar ein Gefühl dieses früheren Zustandes in uns aufkommen.“ (S. 587) Ein späteres Zitat ergänzt: „Diese evolutionären Überkommnisse sind basal für all unsere weitergehenden Leistungen.“ (S. 643)Spätestens hier stellt sich die Frage nach dem philosophischen Erkenntnisgewinn. Welsch ist nämlich in die ganz dichte Nähe des von ihm ausführlich gelobten Zoologen Ernst Haeckel geraten, dessen gültige naturwissenschaftlichen Erkenntnisse (biogenetisches Grundgesetz) um 1900 in einen platten Monismus münden: Im letzten Satz seines Buches „Die Welträtsel“ spricht Haeckel von „unserer neuen monistischen Religion“. Die Evolution des Menschen will er nicht nur vom Organischen, sondern auch vom Anorganischen her verstanden wissen. Für die „rückständige Weltanschauung“ der „Vermenschlichung“ aber prägte er – Haeckel also - den Begriff „Anthropismus“. Gegen diese menschliche Anmaßung erklärt er: „Wir halten fest an der monistischen Auffassung von Spinoza“.Diese überraschende Feststellung eines Biologisten könnte Welsch eine sofortige Rückwendung zur Philosophie ermöglichen, hätte er Spinoza in seinem Literaturverzeichnis. Dieser von Goethe wie Einstein ehrfürchtig belobte Spinoza, von dem Lessing sagt: „Es gibt keine andere Philosophie als die Philosophie des Spinoza“, der darauf beharrt, die Welt aus sich selber heraus zu erklären, und dem nichts ferner läge als dem Menschen eine Rolle zu verleihen, die Welt anders zu interpretieren als sie in natura ist. Man reibt sich verwundert die Augen: Mit den drei mundansten (kosmologischsten) Denkern der in die Moderne reichenden Philosophiegeschichte, nämlich mit Spinoza, Nietzsche und Löwith weiß Welsch nichts anzufangen.Die groteske Fehlinterpretation Nietzsches wurde bereits erwähnt. Ihn zum anthropischen Extremisten zu erklären, kann nur gelingen, indem man seine bedeutendsten Lehren an keiner Stelle erwähnt, ihn also gewissermaßen amputiert. So umstritten auch die Lehre vom „Willen zur Macht“ sein mag, sie enteignet den Menschen völlig und macht ihn zum unbedeutenden Zwerg gegenüber „diese(r) Welt: ein Ungeheuer von Kraft, ohne Anfang, ohne Ende“. Viel schlimmer noch ist das totale Verschweigen der Hauptlehre von der ‚Ewigen Wiederkunft‘, welche die Spitze der Moderne in gewisser Weise auf den Kopf einer kosmologisch-antiken, uralten Weltlehre stellt. Auf jeden Fall wird auch hier der anthropos zum Winzling gegenüber dem unendlichen Universum.Das Thema, welches Welsch für sein Buch als Titel gewählt hat, ist das Lebensthema Karl Löwiths, von diesem in 10 prallen Bänden akribisch ausgeschöpft. Löwith würde allerdings das Wort „jenseits“ umgehend in ein Diesseits verkehren, da für ihn die „anthropische Denkform“ ein Überkommnis aus dem erdachten Jenseits ist, das den Menschen zum nihilistischen Spielball völlig abwesender außerkosmischer Dinge macht. In seinem Curriculum Vitae (1959) schreibt Löwith: „Wer die Welt ‚verändern‘ möchte, wer sie anders haben will, als sie ist, der hat noch nicht zu philosophieren begonnen und verwechselt die Welt mit der Weltgeschichte und diese mit einem Gemächte des Menschen.“ Kritisch gegenüber Nietzsche, aber hier mit ihm übereinstimmend, erklärt er in seinem Nietzsche-Band, „daß das Rätselhafte des Zufalls ‚Mensch‘ keine Lösung findet, wenn der Mensch nicht in das Ganze des von Natur aus Seienden eingefügt ist.“ Wer aber auf 1000 Seiten und nahezu 2000 Fußnoten, die fast allesamt Zitate kennzeichnen, Löwith nur für eine halbe Fußnote das Wort erteilt, der will, sprichwörtlich, das Rad neu erfinden.

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$! Homo mundanus: Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne Reviewed by Lek on Friday, February 22, 2013 Rating: 4.5

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